ИДИ И СМОТРИ

IDI I SMOTRI, UdSSR' 1985, Zeit: 136 Min. Dt. Titel:
"Komm und sieh", "Come and See", Produktion:
Bialorusfilm, Mosfilm, Regie: Elem Klimov, Kamera: Alexej Rodionow, Musik: Oleg
Jantschenko, Darsteller: Aleksej Krawschenko, Olga Mironowa, Lubomiras Lauciavicus, Wladas
Bagdonas, Viktor Lorenz.
  
Fljora Gajschun ist 14 Jahre alt - ein Kind, ein Partisan oder
nur ein
Zeuge? Erwachsensein ist kein Ergebnis von Reife durch Bildung, sondern des
Durchstehens des Entsetzlichen.
Es gibt gut gemeinte Antikriegsfilme, die
cineastisch in ihr Gegenteil umschlagen, den Krieg ideologisieren oder gar
verharmlosen. Jeder, der einige der so genannten Antikriegsfilme gesehen hat,
weiß um die Problematik des Genres, um das Problem der Darstellbarkeit des
Krieges. "Idi I Smotri" jedoch nimmt aufgrund seiner Schonungslosigkeit und
Tragik eine überragende Ausnahmestellung in der Filmgeschichte ein, die sowohl
künstlerisch als auch in ihrem pazifistischen Engagement in hohem Maße überzeugt
und einzigartig ist.

Weißrussland, 1943. Der 14jährige Fljora Gajschun schließt sich gegen Protest seiner
Mutter den Partisanen an. Für ihn ist der Krieg noch ein Kinderspiel. Als es
aber in den Kampf geht, darf er nicht mit an die Front. Fljora soll statt dessen
mit Alten und Kindern ein Reservelager einrichten. Der Junge fühlt sich
alleingelassen. In den Wäldern trifft er auf das Mädchen Glascha, die Geliebte
des Partisanenführers. Fljora versucht sie zu trösten, als die Hölle über beide
hereinbricht: Sie sind in einen Angriff der deutschen Wehrmacht geraten! Nur
knapp können die beiden dem Tod entrinnen, aber die Schrecken haben kein Ende:
Fljora wird Zeuge der entsetzlichen Massaker, die Nazi-Schergen unter der
russischen Zivilbevölkerung anrichten.
  
Die aufwühlende Bildern der "Vergeltungsaktion"
berühren tatsächlich auf Augenzeugenberichten.
So muss er einer faschistischen
"Vergeltungsaktion" beiwohnen, bei der unschuldige Menschen, überwiegend Frauen,
Kinder und Greise in einer Holzkirche lebendig verbrannt werden! Diese
traumatischen Erlebnisse lassen den Jungen innerhalb kürzester Zeit um Jahre
altern... Er erlebt die jämmerliche Todesangst der von den
Partisanen gefassten Mörder und steht schließlich vor einer Pfütze, in der ein
Hitler-Portrait mit der Aufschrift "Hitler - der Befreier" liegt. Die Stationen,
die wir mit ihm innerhalb einer kurzen Zeitspanne erleben, sind Stationen der
Zerstörung. Der Terror ist immer plötzlich da und dann andauernd: Fast
schmerzhaft überfallen die Bilder des Schreckens auch den Zuschauer.
   
Filmzitat: "Alle ohne Kinder: Heraustreten! Wer
ohne Kinder ist, kann raus!".
Der in Russland bekannte Regisseur Elem Klimow zeigt die Gräuel des Krieges,
insbesondere die Verbrechen der Wehrmacht, aus der Sicht seines
Hauptdarstellers. Publikum und der Protagonist auf der Leinwand werden dabei
eins, Kommentare und Erklärungen erübrigen sich. Er inszenierte seinen
einzigartigen Film bewusst realistisch und grausam, was ihm bei den Moskauer
Festspielen Gold und in Venedig viel Beachtung einbrachte.
    
  
Filmposter, russisches, holländisches Videocover und
vier (!) DVD-Versionen des Films. Elem Klimov. |